Gästekarten
Ich bin ein großer Fan von Gästekarten, die – je nach Destination – anders bezeichnet und verwendet werden (Kurkarte, Stadtkarte…).
Mit solchen Karten wird es dir als Gast leichter gemacht, deine Urlaubsregion kennenzulernen. Üblicherweise kann man so eine Karte für einen bestimmten, zeitlich festgelegten Zeitraum nutzen (z.B. 2 Tage, drei Tage etc.) und diese im Vorfeld bereits online oder vor Ort u. a. in den Touristinfos erwerben.
Ich bin sowohl privat als auch beruflich bereits mit solchen Gästekarten in Berührung gekommen – selbst genutzt habe ich z. B. die HamburgCard und die Karlovy Vary Card. Auch bei uns im Thüringer Wald gibt es so etwas, nämlich – wer hätte es gedacht – die „Thüringer Wald Card“.
Wenn ihr so eine Karte erwerbt, habt ihr oftmals freien Eintritt oder erhaltet zumindest Ermäßigung in verschiedenen Einrichtungen. Das ist natürlich davon abhängig, wer sich als Akzeptanzstelle zur Verfügung stellt und mitmachen möchte. Bei den meisten Karten kann man den ÖPNV kostenlos und unbegrenzt während der gesamten Gültigkeitsdauer nutzen. Selbst getestet habe ich u. a. bereits die Hamburger Gästekarte und die Karlovy Vary Region CARD in Tschechien.
Karlovy Vary Card
Während eines mehrtägigen Aufenthaltes in Karlsbad habe ich die Gelegenheit genutzt, um die dortige Gästekarte zu erwerben und zu testen. Im Vorfeld habe ich mich informiert, was alles dazu gehört und grob überlegt, was ich unternehmen bzw. welche Angebote wir dort nutzen möchten und bin zu dem Entschluss gelangt, dass sich die Karte auf jeden Fall lohnen wird. Man hätte sie bereits im Vorfeld online kaufen können, wir haben sie jedoch in der örtlichen Touristinfo erworben. Erstens kann man vor Ort besser einschätzen, ab wann und wie lange man die Karte möchte und außerdem konnten die Mitarbeitenden Tipps geben und direkt darüber informieren, ob eventuell die ein oder andere Sehenswürdigkeit gerade nicht zugänglich, nicht lohnenswert oder einfach an einem bestimmten Tag geschlossen ist. Dadurch war eine noch effektivere und einfachere Planung möglich. Alle Infos kann man selbstverständlich auch im Internet finden und selbst recherchieren, aber ich fand es so doch sehr praktisch. Im Urlaub ist Zeit ja schließlich noch wertvoller, als ohnehin schon ;)
Insgesamt war ich für vier Tage in Karlsbad und habe die Karte für zwei Tage genutzt. Mit der Gästekarte war u.a. eine Führung im Becherovka-Besucherzentrum gratis, sowie ein 1,5 stündiger Aufenthalt im Elisabethbad. Dort hätten wir mit der Karte auch noch kostenlos für 45 Minuten in der Salzgrotte relaxen können, das konnten wir aber leider nicht wahrnehmen, da es keine freien Kapazitäten mehr gab (und wir waren sogar in der Nebensaison dort). Wenn ihr das also mal nutzen möchtet, dann unbedingt vorher reservieren!
Da die kostenfreie Nutzung des ÖPNV ebenfalls in der Gästekarte inkludiert war und sich direkt gegenüber unseres Hotels eine Bushaltestelle befand, nutzen wir das natürlich aus und fuhren mit dem Bus ins Zentrum. Die Strecke wäre auch locker zu Fuß zu bewältigen gewesen, aber so mussten wir unsere Badesachen (vor allem im nassen Zustand!) nicht die ganze Zeit schleppen. Wir verbanden also eine Führung bei Becherovka mit dem Besuch des Schwimmbades - da sich beides im Stadtzentrum und fußläufig zueinander befindet - und am nächsten Tag fuhren wir mit der Bergbahn zum Aussichtsturm "Diana", von dem aus man einen traumhaften Panoramablick auf den bekannten Kurort hat und den ich sogar trotz meiner Höhenangst genießen konnte. Zufälligerweise war dieser Tag der einzig sonnige während des gesamten Urlaubs - das nenne ich optimale Planung :) Neben dem Aussichtsturm befindet sich auch noch ein Schmetterlingshaus, in welches man mit der Karlovy Vary Card ebenfalls freien Eintritt erhält.
Ich habe natürlich recherchiert und gerechnet, um herauszufinden, ob sich die Karte tatsächlich lohnt und konnte feststellen, dass diese sich bereits durch den Besuch des Schwimmbades, des Becherovkamuseums und der Fahrt zum Aussichtsturm gerechnet hat.
Folgende Preise konnte ich herausfinden (jew. für 1 Person, Stand Februar 2023):
90 Min. Schwimmbad: umgerechnet etwa 5,71 €
Führung Becherovka (Standard): 10,57 €
Hin- und Rückfahrt mit der Seilbahn: 6,34 €
ergibt zusammen 22,62 € pro Person.
Wir waren zu zweit und haben für beide Gästekarten etwa 39 € gezahlt, also 19,50 € pro Person. Somit hat sich die Karlsbad Card bereits nach diesen drei Aktivitäten gelohnt, der Besuch des Schmetterlingshauses und der Salzgrotte (wenn es denn geklappt hätte), unsere Busfahrt sowie das Museum "House of Wax", welches wir ebenfalls noch angeschaut hatten, sind da noch nicht einmal mit eingerechnet. Letzteres hätten wir uns allerdings auch sparen können, denn statt einer spannenden Wachsfiguren-Ausstellung erwartete uns ein Gruselkabinett sondersgleichen - wen es interessiert, dem erzähle ich weiter unten auf der Seite davon). Auch Enttäuschen sind nun mal nicht ausgeschlossen, aber das ist eben das Positive an so einer Gästekarte - man muss nicht abwägen, was man wirklich anschauen und wofür man tatsächlich den Eintritt löhnen möchte, sondern kann auch mal einfach mal was "mitnehmen", wenn man noch ein bisschen Zeit zur Verfügung hat. Dadurch tun negative Erlebnisse weniger weh und es ist hinterher zumindest nur schade um die Zeit und nicht auch noch ums Geld ;)
Anglican Church of St. Luke - oder - wie eine eintrat, das Fürchten zu lernen
Da wir ja nun im Besitz der Gästekarte waren, wollten wir auch unbedingt das Wachsfigurenkabinett besuchen, welches sich in einer sehenswerten Kirche befindet. Die Ausstellung gehört ebenfalls zu den Partnern der Karte und somit hatten wir freien Eintritt.
Ich freute mich auf den Besuch, da ich ein typisches „Wachsfigurenkabinett“ erwartet hatte und es in der Beschreibung des Reiseführers auch vielversprechend klang.
Der Name des Museum lässt schon nichts Gutes vermuten - auch wenn ich noch nie gerne Horrorfilme mochte und bisher auch kaum welche gesehen habe - das "House of Wax" ist einfach Kult. Außerdem war ich in meiner Jugendzeit im Rahmen eines Wochenendtrips mal genötigt worden, den besagten Film mit Freunden anzuschauen. So wie man als Zuschauer immer in den Kissen versinkt und am liebsten laut rufen möchte "Nein, öffne bloß nicht die Tür!", so hätten auch hier bei diesem verheißungsvollen Namen die Alarmglocken schrillen müssen.
Die erste Enttäuschung erlebte ich, als es hieß, dass man nicht fotografieren darf – im Nachhinein hätte nichts Besseres passieren können! Da man nachlesen kann, dass die Kirche die ältesten Wachsfiguren beherbergt, sollte man natürlich nicht die Qualität und Authentizität der heutigen, modernen Figuren erwarten. Dass uns allerdings ein derartiges Gruselkabinett begegnet, konnten wir im Vorfeld sicher nicht ahnen. Die Figuren waren ohne Struktur angeordnet, zudem ist das Museum so klein, dass wir in kurzer Zeit durch waren. Bei einigen Persönlichkeiten lässt sich die Ähnlichkeit nur erahnen, andere sind ganz gut gemacht.
Es stehen außerdem lediglich Schilder mit Namen der jew. Plastiken davor – obwohl man die meisten sicherlich kennt und zeitlich verorten kann, wären einige weiterführende Infos zu Lebensdaten etc. wünschenswert. Es werden u.a. die Mitglieder der englischen Königsfamilie, die Beatles etc. gezeigt, aber auch Folteropfer, der Exorzismus und andere Horrorgestalten. Im Hintergrund lief kirchentypische Musik. Der Anblick verschiedener Foltermethoden in Kombination mit den sanften Klängen des "Ave Maria" war der Gipfel des Makaberen - ich brauchte den ganzen Nachmittag, um die Bilder zu verarbeiten und aus meinem Gedächtnis verdrängen zu können.
Länger als 10 - 15 Minuten hielt ich es allerdings nicht aus - das reicht aber auch vollkommen, um den gesamten Inhalt dieses Panoptikums zu erfassen und sich mal ordentlich gruseln zu können!!
Hätten wir den regulären Eintrittspreis von umgerechnet 6 Euro dafür zahlen müssen, wäre der Horrorfaktor allerdings noch höher gewesen.
(Das sind natürlich alles subjektive Eindrücke und jegliche Berichte und Erzählungen auf dieser Seite spiegeln meine persönliche Meinung und Eindrücke wider. Selbstverständlich ist hier jeder dazu angehalten, seine eigenen Erfahrungen zu machen.)
Die o.g. Preise beziehen sich auf Anfang 2023 - der aktuelle Wechselkurs, Preisanpassungen etc. müssen natürlich stets berücksichtigt werden.