In Malmö entdeckten wir eine ganz besondere Unterkunft – ein Zirkushotel! Relativ zentrumsnah und mitten in einem Industriegebiet gelegen, kann man tatsächlich in einem echten Zirkuswagen übernachten. Die liebevoll und individuell gestalteten Waggons stellen einen wunderbaren bunten Kontrast zu den umliegenden Industriegebäuden dar – auffällig und fröhlich und doch auch ein bisschen unheimlich. Auf der einen Seite spürte ich meine Abenteuerlust und auf der anderen meine (wahrscheinlich unbegründete und vollkommen irrationale!) Angst vor Clowns.
Durch die tolle Verbindung über die Öresundbrücke, ist Schweden nur einen Katzensprung von Kopenhagen entfernt, sodass wir eigentlich auch länger in unserem Hotel in Kopenhagen hätten bleiben und Ausflüge nach Malmö und die Umgebung von dort aus hätten unternehmen können. Aber der Reiz bunten Schlafwaggons war einfach zu groß und das innere Kind gab keine Ruhe. Die Abenteuerlust überwog und wir waren so neugierig auf diese Unterkunft, dass wir uns dazu entschlossen, den Rest des Urlaubs dort zu verbringen und statt in Kopenhagen nun also direkt in Malmö zu übernachten.
Die Zirkuswagen sind thematisch verschieden und individuell gestaltet - so gibt es zum Beispiel den Waggon des Zauberers und den der Ballerina, den des Clowns und den der Wahrsagerin – es ist wirklich alles vertreten, was es bei einem „echten“ Zirkus auch gibt. Sanitäranlagen und eine Gemeinschaftsküche mit angeschlossenem Essbereich. Auch dieser ist sehr gemütlich gestaltet und in der Küche ist alles vorhanden, was man benötigt. Was die Ausstattung betrifft, gibt es tatsächlich zum Teil große Unterschiede zwischen den verschiedenen Wagen – in manchen findet ihr sogar ein eigenes kleines WC mit Waschbecken und auch eine kleine Küche – und seid somit vollkommen unabhängig und habt natürlich auch mehr Privatsphäre. Jemandem, der Luxus leibt und Wert auf viel Privatsphäre legt, würde ich diese Unterkunft nicht ans Herz legen – das muss auch ehrlich gesagt werden. Es nennt sich offiziell „Grand Circus Hotel“, ist aber natürlich eine Art (gehobener) Campingplatz. Für die Abenteurer unter euch ist es auf jeden Fall einen Besuch wert!
Bei der Buchung kann man natürlich auch angeben, welchen Wagen man mieten möchte – Ballerinas und Manager bekommen zum Beispiel eine eigene Nasszelle. Wir durften uns einige Tage wie Schlangenbeschwörer fühlen - denn wir hatten im Vorfeld nichts Spezielles ausgewählt, uns überraschen lassen und teilten uns den Wagen mit der Bärtigen Dame und dem Fakir. Diese drei Zimmer befinden sich in einem Waggon, sind klein und gemütlich und mit dem Notwendigsten ausgestattet. Ich gebe zu, dass eine eigene Toilette doch viele Vorteile bietet und sollte ich wieder einmal dort absteigen (und das werde ich auf jeden Fall!), werde ich darauf achten und im Vorfeld ein entsprechendes Zimmer bzw. einen Waggon auswählen. Leider haben auch wir einmal einen Regentag erwischt – was in Schweden ja nicht weiter ungewöhnlich ist – und es ist schon ein bisschen nervig, jedes Mal Schuhe und Jacke anziehen und durch den Regen spazieren zu müssen, wenn die Blase drückt und man es sich gerade so richtig schön gemütlich gemacht hat.
Die Gemeinschaftsküche hingegen, finde ich absolut vertretbar, denn genau dort lernt man eben auch seine Mitcamper kennen und kommt mit den verschiedensten Leuten ins Gespräch. Wir haben unheimlich tolle Menschen getroffen – u. a. aus Guatemala und Serbien – und viele spannende Geschichten und Reiseabenteuer erzählt bekommen. Außerdem habe ich im Urlaub wirklich keine Ambitionen, ein Vier-Gänge-Luxus-Menü zuzubereiten (natürlich gaaanz anders als zu Hause *räusper*) und mich stundenlang in die Küche zu stellen. Natürlich ist es auch toll, eine kleine Küche im Waggon zu haben und nicht für jeden Kaffee oder Tee über den Hof laufen zu müssen, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Küche und die liebevoll gestaltete Essecke einen Großteil des Charmes dieser außergewöhnlichen Unterkunft ausmachen. Schließlich gehört die bunte Gemeinschaft genauso zu dieser speziellen Art des Wohnens und Übernachtens dazu und verleiht dieser auch eine gewisse Authentizität. Aber auf dem Klo möchte ich bitte meine Ruhe haben.
Falls ihr nun auch Lust bekommen habt, eine oder mehrere Nächte im Zirkuswagen zu übernachten und von dort aus die wunderschöne Umgebung zu erkunden, schaut z. B. mal hier*:
The Grand Circus Hotel, Malmö